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Ist Microsoft der große Satan?

Dieser Artikel wurde im Jahr 2009 vollständig überarbeitet. Die ältere Fassung ist ebenfalls abrufbar.


Viele Menschen betrachten Microsoft als die Monsterbedrohung der Softwareindustrie. Es gibt sogar eine bestimmte Kampagne um Microsoft zu boykottieren. Dieses Gefühl hat sich intensiviert, da Microsoft aktive Feindseligkeit gegenüber Freie Software ausdrückte.

In der Freie-Software-Bewegung ist die Einschätzung eine andere. Aus unserer Sicht macht Microsoft etwas, das Softwarenutzer schlecht behandelt: Software proprietär machen und somit Nutzern folglich ihre rechtmäßige Freiheit versagen. Aber Microsoft steht diesbezüglich nicht allein; viele andere Unternehmen machen dasselbe. Wenn es anderen Unternehmen gelingt weniger Nutzer als Microsoft zu dominieren, geschieht das nicht wegen mangelnder Versuche.

Dies soll kein Anlass sein Microsoft zu entschuldigen. Vielmehr bedeutet es eine Erinnerung, dass Microsoft die natürliche Entwicklung einer Softwareindustrie basierend darauf ist, Nutzer gespalten zu halten und zu unterwerfen. Kritik an Microsoft sollte nicht zu einseitig auf Microsoft zielen, damit nicht andere Entwickler proprietärer Software vom Haken gelassen werden.

Wenn wir Microsofts proprietäre Software zurückweisen, ist das kein Boykott. Das Wort Boykott bedeutet Ablehnung als Protest von Produkten, die anderweitig akzeptabel sind. Ein Produkt zurückzuweisen weil es verletzend ist, ist kein Boykott ‑ einfach gewöhnlicher klarer Verstand. Um Freiheit zu wahren, muss man die Software zurückweisen die Freiheit nimmt, ohne Rücksicht darauf wer sie entwickelte oder vertreibt.

Es gibt keinen Grund Microsofts Nicht-Softwareprodukte oder Dienste, die ohne proprietäre Software verwenden werden können, zurückzuweisen (wenn man einen Webdienst verwendet, ob Microsofts oder nicht, sollte man unfreie JavaScript-Programme beachten, die versuchen könnten sich im eigenen Browser einzuchleusen). Wenn Microsoft freie Programme freigibt, was gelegentlich der Fall ist, sind sie in der Theorie akzeptabel. Leider hängt dann das meiste wesentlich von Microsofts proprietärer Software ab, die zurückgewiesen werden muss und sie für jeden nutzlos macht, der in Freiheit leben möchte.

In den im Oktober 1998 durchgesickerten Halloween-Dokumenten[*] gaben Microsofts leitende Angestellte die Absicht an verschiedene Methoden zu verwenden, um die Freie-Software-Entwicklung zu behindern: nämlich der Gestaltung geheimer Protokolle und Dateiformate und der Patentierung von Algorithmen und Softwarefunktionen.

Diese Blockadehaltungspolitiken waren nicht neu: Microsoft und viele andere Softwareunternehmen machten sie schon jahrelang. Geheimhaltung und Patente haben uns sehr behindert und können in der Zukunft noch mehr Schaden anrichten. Für den Großteil der Unternehmen ist die Hauptmotivation sich gegenseitig anzugreifen. Nun, so scheint es, werden wir im Besonderen anvisiert. Microsoft verwendet seine Patente direkt, um die Freie-Software-Gemeinschaft anzugreifen ‑ und unsere Gemeinschaft schlägt zurück.

Aber Microsofts Patente sind nicht die einzigen die uns bedrohen (und Softwareentwickler und -nutzer generell) ‑ den Schaden berücksichtigend, den die MP3-Patente angerichtet haben. So ist die Verteidigung gegen bestimmte Angriffe notwendig, aber nicht ausreichend. Die einzige vollumfängliche Lösung ist Softwarepatente abzuschaffen.

Andere Microsoft Praktiken, die für die Akzeptanz freier Software besonders schädlich sind, sind die für den Aufbau sozialer Trägheit konzipierten, die die Migration auf GNU/Linux behindern. Wenn Microsoft beispielsweise Kopien von Windows an Schulen „spendet“, wandelt es diese Schulen in Werkzeuge um eine Abhängigkeit von Windows zu implantieren. Es gibt Hinweise darauf, dass Microsoft diese Aktivitäten systematisch als Kampagne gegen die Adaption von GNU/Linux[**] plant.

Jede Windows „Verbesserung“ („Upgrade“) erweitert Microsofts Macht über die Nutzer ‑ so Microsofts Planung. Und jede einzelne ist ein Schritt nach vorn in bösartige Funktionen, die Digitale Rechte-Minderung und Hintertüren enthalten. Die FSF führt Kampagnen durch, um Nutzer vor einer „Verbesserung“ auf Windows Vista und Windows 7 zu warnen. Wir haben vor, das Maß an Trägheit zu reduzieren, das sie schaffen werden.

Wir hassen Microsoft nicht, und betrachten es nicht als den großen Satan. Aber wir betrachten es als das Unternehmen, das mehr Nutzer ihrer Freiheit als jedes andere beraubt hat und ein mächtiger erklärter Feind von Freiheit der Rechnernutzer ist. Wir handeln dementsprechend.

Anmerkungen des Übersetzungsteams:
  1. [*] Die Halloween-Dokumente (‚Halloween Documents‘) sind der außerhalb von Microsoft gebräuchliche Name für eine Reihe vertraulicher Schreiben zu potentiellen Strategien gegen die Freie-und-Open-Source-Software-Entwicklung und insbesondere von GNU/Linux. [Mehr]
  2. [**] Microsofts besonderes Anti-GNU/Linux-Programm namens Bildungs- und Regierungsanreize (‚EDGI‘) soll „das Problem“ blockieren, und zwar da wo es entsteht (Microsoft nennt es „Linux-Plage“).