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Willkommen wieder einmal zu Georg's Brave GNU World. Den Anfang macht
diesen Monat ein Projekt aus Frankreich.
Nach bewährtem Konzept können die Unternehmen ihre offenen Stellen dort eintragen, ebenso wie auch IT-Spezialisten ihre Profile. Über eine Suchmaschine kann in beiden Kategorien nach möglichen Kandidaten Ausschau gehalten werden. Interessant ist dabei die Suchmaschine, die relativ fein eingestellt werden kann. Auf die Qualität der technischen Umsetzung wird übrigens viel Wert gelegt und Rodolphe hält dies für eine der großen Stärken seines Projekts.
Was die technische Umsetzung angeht, so wird diese momentan neben Rodolphe noch von Loic Dachary und Raphael Rousseau betreut und sie unterliegt selbstverständlich der GNU General Public License.
Ursprünglich nur auf den französischen Arbeitsmarkt beschränkt, bietet Lolix seine Dienste seit September 2000 auch in den Vereinigten Staaten an. Das momentane Ziel ist dementsprechend eine Ausweitung auf andere Arbeitsmärkte und die Übersetzung in weitere Sprachen - vor allem Deutsch und Spanisch stehen momentan ganz oben auf der Liste. Doch auch die englische Übersetzung kann noch verbessert werden. Für diese Aufgabe suchen die Beteiligten noch lokale Kontakte in den einzelnen Ländern. Außerdem wird natürlich noch eine Erweiterung der Funktionalität und Ergänzung der Hilfstexte angestrebt.
Besonders durch die Spezialisierung auf Jobs im Gebiet der Freien Software ist dieses Projekt interessant und es steht zu hoffen, daß auch bald der deutsche und englische Arbeitsmarkt hier vertreten sein wird.
Das Projekt untersteht der GNU General Public License und wurde von Tobias Mueller, einem Studenten der Mathematik und Informatik, in Eigenregie geschrieben. Was im Augenblick noch fehlt, ist die Unterstützung von Passwort-geschützten Druckern und ein paar spezielle Optionen - die Standardoptionen von CUPS sind bereits komplett implementiert. Die erweiterten Funktionen umzusetzen ist daher auch die nächste Aufgabe - außerdem wäre die Unterstützung von ein paar mehr Sprachen wünschenswert. In jedem Fall eines dieser kleinen Projekte, die das Leben sehr erleichtern können.
Bis zu dem Ziel, einer umfangreichen, performanten und benutzerfreundlichen Faxumgebung auf Basis Freier Software, ist jedoch noch einiges zu tun. Im Moment existiert von dem Paket nur der Faxbetrachter, der aber bereits einen sehr guten Eindruck macht.
Bei der technischen Umsetzung wird darauf geachtet, das Paket von der verwendeten Transportmethode unabhängig zu halten. GNU FaXile wird mit HylaFAX ebenso wie mit mgetty und efax zusammenarbeiten und es wird neben den GNOME GUIs auch textbasierte Interfaces geben. Ziel ist zudem, einige Komponenten von mgetty und HylaFAX noch besser und benutzerfreundlicher zu reimplementieren.
Neben dem Faxbetrachter soll die komplette Umgebung noch einen Dialog zum Versenden von Faxen, ein administratives Frontend und ein GNOME Panel Applet zur Verfügung stellen. Dabei werden fast alle nicht-GUI Komponenten in einer modularen Bibliothek zur Verfügung stehen.
Es gibt noch ein zweites Projekt, welches sich damit beschäftigt, eine freie Fax-Umgebung herzustellen und zwar handelt es sich dabei um GNOME-GFax [8] von George Farris. Da die Projekte extrem ähnliche Ziele verfolgen, haben sich Wolfgang Sourdeau, George Farris und Till Bubbeq, einer der sehr aktiven Mitwirkenden an GNOME-GFax, zusammengesetzt, um einen Zusammenschluß der Projekte zu diskutieren. Da die Gespräche soweit erfolgreich waren, kann wohl mit einer Bündelung der Kräfte gerechnet werden.
Nach dem Verschmelzen des Codes sind die gemeinsam definierten Ziele zunächst eine starke GNOME Integration; speziell die Anbindung an gnome-print und das GNOME Adressbuch. Außerdem sollen Fähigkeiten wie ein Protokollieren der Aktivitäten u.Ä. implementiert werden. Sehr wichtig ist Wolfgang jedoch zunächst, daß GNU FaXile offiziell ins GNU Projekt aufgenommen wird, um dem Namen gerecht zu werden. Auf lange Sicht ist geplant, eine OCR Engine hinzuzufügen, bis dahin wird jedoch noch einige Zeit vergehen.
Doch bevor mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden kann, müssen zunächst noch einige konzeptionelle Dinge geklärt werden und die Ideen und Unterstützung anderer Entwickler, die sich hier vielleicht gerne mit einbringen möchten, sind den Autoren herzlich willkommen.
Nach diesen hauptsächlich für den Endbenutzer relevanten Projekten, werde ich mich nun eher dem Bereich der Softwareentwicklung zuwenden.
Der ursprüngliche Autor und Maintainer, Bernd Noetscher, stellte fest, daß ihm eine gute BASIC IDE unter GNU/Linux fehlte. Für C/C++ gibt es Projekte wie Glade (GNOME) oder KDevelop (KDE), doch nach einem entsprechenden Paket für BASIC hat er vergeblich gesucht. Auch wenn BASIC unter gestandenen Entwicklern häufig keinen allzuguten Ruf genießt, ist es doch häufig die Einstiegssprache, da sie leicht zu erlernen ist. Daher ermöglicht es KBasic auch relativ unerfahrenen Entwicklern, mit verhältnismäßig geringem Aufwand funktionale GUI Programme zu erstellen.
Im Moment befindet sich KBasic im Alpha-Stadium, mit der ersten stabilen Version wird nächstes Jahr gerechnet. Das recht umfangreiche Entwicklerteam wird bis dahin sicherlich noch einiges zu tun haben und Programmierer mit C++ und/oder Visual Basic Erfahrungen sind zur Unterstützung immer willkommen.
Übrigens hat Tommy Scheunemann, selber als Entwickler und Dokumentations-Autor am KBasic Projekt beteiligt, Wert darauf gelegt, festzustellen, daß KBasic zwar eine ähnliche Funktionalität wie Visual Basic aufweist, Visual Basic Programme jedoch nicht in KBasic laufen werden. Der Grund hierfür liegt in der proprietären Natur von Visual Basic - im Gegensatz dazu wird KBasic natürlich unter der GNU General Public License entwickelt.
Besonders interessant dürfte das Projekt für Entwickler von ASCII-basierten Applikationen im Embedded Bereich oder für dedizierte Server mit kleinen Displays sein, da es erlaubt, ein ASCII-GUI in Form einer XML-Beschreibung aufzubauen. Man könnte es also auch als eine Art "ASCII Glade" verstehen.
Geschrieben wurde das Projekt zwar in C, es wurde jedoch ein objektorientierter Ansatz verfolgt. Zur Interpretation wird der Expat XML Parser verwendet, der momentan noch nicht mit Document Type Definitions umgehen kann, was bei fehlerhaften XML Files zu einem Absturz führen kann. Dies ist laut Christian auch die momentan größte Schwachstelle.
Seine Pläne umfassen eine Erweiterung um Document Type Definitions, die Unterstützung von Farben im GUI und ein Developer-Kit, mit dem die Oberflächen über ein Klick-by-Klick WYSIWYG Interface erstellt werden können. Dabei ist ihm Hilfe immer willkommen - auch wenn er zunächst eine Guideline schreiben muß.
Entstanden ist das Projekt übrigens im Zusammenhang mit einer Meßstation, welche über ein kleines 1/4 VGA Display verfügte und gesteuert werden mußte. Um dies zu verwirklichen entwarf er ein Menü, welches auf einem Beschreibungsfile basierte und eigentlich nur Prozesse starten konnte. Aus dem Menü wurde eine Widgetsammlung und das Beschreibungsfile wird in XML geschrieben.
Gerade für die Erläuterung & Darstellung von Sourcecode in Präsentationen oder auf Webpages sind diese Tools extrem nützlich. Was sie von ähnlichen Projekten abhebt ist auch die Tatsache, daß sie auch unter MS Windows funktionieren, also standardmäßig in heterogenen Umgebungen eingesetzt werden können.
Die Ausgabe ist anpaßbar und kann mit CSS umgehen - leider wird jedoch noch kein automatisches Hyperlinking zu anderen Sourcecode-HTML Files unterstützt, was laut Lorenzo auch das größte Problem darstellt. Dieses und andere Features einzubauen sowie die letzten Bugs zu suchen ist demnach auch der Großteil der verbleibenden Arbeit. Hilfe ist dabei sehr willkommen.
Was die Lizenz angeht: beide Programme sind offiziell Teil des GNU Projekts und unterliegen der GNU General Public License.
Daß sich im Embedded-Bereich Produkte leider kaum nach irgendwelchen Standards richten, ist das Hauptproblem der Entwickler, denn dies erfordert ein gut anzupassendes Interface. Um hierfür dem Anwender möglichst gute Beispiele bereitzustellen, ist eines der erklärten Ziele, möglichst viele Boards zu unterstützen. So kann verhindert werden, daß das Rad jedes Mal neu erfunden werden muß.
Neben den beiden genannten gibt es eine wachsende Zahl an aktiven Entwicklern, zu denen insbesondere Wolfgang Denk, Duncan Palmer und Dan A. Dickey zählen. Wolfang Denk arbeitet beispielsweise an der Unterstützung von BOOTP und TFTP, um Flexibilität zu gewinnen, was die verschiedenen Möglichkeiten betrifft, einen Kernel zu booten. Besonders für Geräte mit kleinen Flash-Karten während der aktiven Entwicklung ist dies praktisch, da so nicht für jeden Versuch der Kernel ins Flash-ROM geschrieben werden muß. Zudem ist die Unterstützung von PCMCIA für IDE und Ethernet, ISDN oder Modem Geräte angedacht. Raphael Bossek betont ausdrücklich, daß PPCBoot modular konzipizert ist - jedes nicht benötigte oder gewünschte Feature kann weggelassen werden.
Außerdem hebt er hervor, daß es für das Projekt sehr wichtig ist, Sponsoren zu haben. So wendete sich beispielsweise Siemens Österreich an Wolfgang Denk und fragte ihn, welcher Aufwand mit einer Bootlösung für ihre Boards verbunden sei. Wolfgang teilte ihnen mit, daß es unter der GNU General Public License etwa einen Monat dauern würde. Andernfalls müßte er viele Dinge selber neu schreiben, was c.a. zwei Monate in Anspruch nähme. Siemens entschied sich daraufhin für die GPL Lösung, die nun Teil von PPCBoot ist. Selbstverständlich untersteht auch der Rest von PPCBoot der GPL.
Über ein Jahr später ist die Gefahr noch immer nicht abgewandt und in der Vorabstimmung zur Einführung von Softwarepatenten fiel das Ergebnis mit einer Stimme Mehrheit zugunsten der Patente aus. Dies mag hoffnungsvoll stimmen, da noch vor einem Jahr die Entscheidung sehr viel deutlicher zugunsten der Patentierung ausgefallen wäre - doch noch ist die Gefahr nicht gebannt. Es ist wichtig, sich nun Gehör zu verschaffen, da es den Verantwortlichen langsam dämmert, daß Softwarepatente eine wenig gute Idee sein könnten.
Zu diesem Thema gibt es von der League for Programming Freedom ein exzellentes Dokument mit dem Titel "An Industry at Risk" [14], dessen Lektüre ich eigentlich nur allgemein empfehlen kann, da es sehr gut und sachlich die Argumentation zugunsten von Patenten demontiert. Die Vereinigten Staaten haben bereits länger mit der Innovationshemmung durch Softwarepatente zu kämpfen, was es den Autoren erlaubt, aus der Praxis zu zitieren. Ein trotz seiner sechs Jahre erschreckend aktuelles Dokument.
Worum ich jeden bitten möchte, ist, die EuroLinux Petition gegen Softwarepatente in Europa zu unterzeichnen [15] und auch andere dazu zu veranlassen. Außerdem ist es wichtig, das Wissen um diese Problematik zu streuen, daher sollte jede Gelegenheit genutzt werden, um mit anderen darüber zu sprechen.
Es kommt übrigens immer häufiger vor, daß Patentbefürworter versuchen, die Community mit möglichen Ausnahmeregelungen für Freie Software zu vertrösten. Dabei denken diese jedoch bei Freier Software zumeist an den Preis und nicht an die Freiheit, um die es eigentlich geht.
In den Grundsätzen Freier Software ist ganz bewußt keine Unterscheidung zwischen kommerzieller und nichtkommerzieller Software gemacht worden. Ein Großteil der wichtigen Projekte ist zumindest teilweise kommerziell - im Gegenzug ist kein Projekt ausschließlich kommerziell. Dieser fließende Übergang und die damit verbundene Wechselwirkung ist eine der Grundlagen für den Erfolg der Bewegung. Wird dies unterbunden, so ist der Schaden kaum abzuschätzen.
Aus diesem Grund müßte jede Ausnahmeregelung von Softwarepatenten ausdrücklich kommerzielle und nichtkommerzielle Freie Software einschließen. Mit weniger können und dürfen wir uns nicht zufrieden geben.
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Copyright (C) 2000 Georg C. F. Greve
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Last modified: Sun Dec 10 22:07:06 CET 2000